Ein Überblick

Norwegens Geschichte ist geprägt von den stetigen Veränderungen in den Herrschaftsverhältnissen, den rauen Lebensbedingungen im hohen Norden aber auch von den stolzen Einwohnern, die ihr Land lieben.

über die Historie

Erfahren Sie mehr über die Geschichte der Norweger - angefangen von der Steinzeit und seinen ersten Siedlungsgebieten über die Epochen der Machtübernahme durch andere Länder bis in die Moderne.

 

 

Rückblick - Steinzeit bis erste Jahrhunderte n. Chr.

Überreste von Steinzeithäusern zeigen, dass bereits vor mehr als 10.000 Jahren Menschen in Norwegen lebten, wo sie Robben und Rentiere jagten. Einige der Siedlungen befanden sich an den Fjorden und Buchten des Nordmeeres an der nördlichsten Spitze Europas. Als sich das Klima erwärmte und die Gletscher zurückgingen, wanderten Jäger aus dem Osten nach Südnorwegen ein und zogen die Küste entlang. Schließlich gaben sie das Nomadenleben auf und begannen, die wenigen fruchtbaren Flächen zu bewirtschaften. Weiter im Norden, wo Ackerbau unmöglich war, verlockten die üppigen Fischbestände die Menschen dazu, sesshaft zu werden. Steinwerkzeuge und -waffen wurden bald durch bessere und praktischere Bronzegeräte ersetzt, doch die Lebensweise änderte sich nur wenig. Die kleinen Gemeinschaften waren selbsttragend, setzten sich aber notfalls zur Wehr, um ihr Gebiet zu verteidigen.

In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten – in diesen nördlichen Gefilden herrschte noch immer die Eisenzeit – dehnten kämpferische Stammesführer ihren Einflussbereich aus und verwandelten das Land in ein Flickwerk von Königreichen.

 

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Die Wikinger - 09. bis 11. Jahrhundert n. Chr.

In Norwegen mit seinen Bergen, Fjorden und Inseln kam man auf dem Wasser schon immer besser voran als zu Lande. So wurden die Einwohner zu den fähigsten Seeleuten der Welt – eine Eigenschaft, die man ihnen immer noch zuschreibt. Kurz vor 800 n. Chr. begann die Wikinger-Ära. Mit langen, flachen Schiffen, die mit Rudern und Segeln ausgerüstet waren, befuhren die skandinavischen Räuber die Küstengewässer und Flüsse Europas, plünderten Klöster und Städte, nahmen die Bewohner als Sklaven mit und brandschatzten alles, was sie auf ihrem Weg vorfanden. Was führte zu diesem plötzlichen Aufbruch? Darüber wird immer noch gerätselt. Übervölkerung oder schlechte Ernten? Das Erbrecht, das nur den ältesten Sohn berücksichtigte? Die Fortschritte im Schiffsbau und in der Navigation? Vielleicht war es auch die Verlockung der leichten und reichen Beute nach dem ersten Überfall (793); Opfer war das wohlhabende Kloster Lindisfarne auf einer kleinen (heute britischen) Insel in der Nordsee. Danach weiteten die Wikinger ihre Raubzüge aus. Sie kamen aus den verschiedensten Teilen Skandinaviens und spezialisierten sich auf unterschiedliche Gebiete: Die Norweger (oder Normannen) besetzten die Orkney-Inseln, die Hebriden, Irland und Nordwestengland. Ihre Flotten errichteten Stützpunkte, dann folgten die Siedler, um das eroberte Land zu bebauen. Auch Norwegen und Grönland wurden von den Norwegern entdeckt und bewirtschaftet. Pioniere gelangten um das Jahr 1000 bis nach Nordamerika, konnten aber offensichtlich nur kurzlebige Kolonien errichten. Die Auswirkungen der Wikinger-Ära waren nicht nur schlecht: Sie öffneten Handelsrouten und verbreiteten ihre Kenntnisse der Metallbearbeitung und anderer Handwerkskünste in ganz Europa. Auch die europäische Literatur wurde durch ihre Art des Geschichtenerzählens, die Sagen, beeinflusst. Die Iren übernahmen von ihnen gewisse Kunstformen. Die Raubzüge und Eroberungen endeten im 11. Jh. Dass dies auch die Zeit war, in der sich die Norweger zum Christentum bekehrten, ist kein Zufall: Die Kirche setzte die Wikingerführer unter Druck, ihre gewalttätige Lebensweise aufzugeben.

Einheit und Christentum - 11. bis 13. Jahrhundert n. Chr.

Bis ins 9. Jh. war Norwegen in Kleinkönigreiche aufgesplittert. Harald Hårfagri (»Schönhaar«) gelang es, im 10. Jh. das Land vorübergehend zu einigen. Aber es verlor den Zusammenhalt wieder, als mehrere Führer zum Christentum übertraten, während andere an ihrem alten Glauben festhielten.
Olav II. war es schon fast gelungen, ein christliches Reich zu gründen, als er 1030 in einer Schlacht getötet wurde. An seinem ersten Grab bei Trondheim ließen sich Wunder beobachten. Man sprach ihn heilig; das Christentum wurde zur offiziellen Religion. Dennoch gingen die turbulenten Zeiten weiter: König Harald Hardråde (»der Strenge«) festigte die Grenze zu Schweden, gründete Oslo und fiel dann in England ein, wo er 1066 in einer Schlacht ums Leben kam. Der Sieger, König Harold II., unterlag aber wenig später in der Schlacht bei Hastings Wilhelm dem Eroberer, einem Nachkommen des normannischen Wikinger-Anführers Rollo.
Unter Håkon IV. (1217–63) wurde die Zentralregierung effizient organisiert, die norwegische Kultur erlebte eine Blütezeit. Die Herrschaft über Norwegen und Grönland wurde bestätigt. Ein Handelsvertrag mit England brachte Gewinn, und Håkons Sohn Magnus Lagabøte (»Gesetzesverbesserer«) beendete den Konflikt mit Schottland, indem er ihm die Hebriden und die Isle of Man verkaufte, die seit der Wikingerzeit Norwegen gehörten. Er förderte deutsche und baltische Händler der Hanse.

 

Unter Fremdherrschaft - 14. bis 18. Jahrhundert

Eine Reihe von Niederlagen im 14. Jh. beendete für 500 Jahre die Unabhängigkeit Norwegens. Die Pest schlug 1349 zu und raffte mehr als die Hälfte der Bevölkerung dahin.
Dynastische Heiraten hatten bereits zu einem Bündnis mit Schweden geführt, wobei Norwegen die Rolle des Juniorpartners zufiel. Doch die Partnerschaft zerbrach. Dann heiratete König Håkon VI. die Tochter des Königs von Dänemark, und ihr Sohn erbte beide Herrschertitel. 1397 wurden alle drei skandinavischen Länder durch die Kalmarer Union vereint. 1523 trat Schweden aus dem Bündnis aus; in Norwegen behielt Dänemark die Macht für weitere drei Jahrhunderte. Besitztümer wechselten die Hand: Norwegen und Grönland wurden dänische Kolonien, die Orkney- und Shetland-Inseln an Schottland verpfändet. Die Kirche allein war unabhängig geblieben, aber 1536 breitete sich die Reformation aus. Obwohl die Bischöfe die Unabhängigkeit des katholischen Norwegens proklamierten, war die protestantische Bewegung nicht aufzuhalten. Die Kirchenfürsten wurden durch dänische Lutheraner ersetzt; deren Sprache galt fortan als offiziell, und die norwegische Kultur verkümmerte.
Christian IV. von Dänemark und Norwegen durchbrach den Teufelskreis von Ausbeutung und Vernachlässigung. Nach der Entdeckung der Silberminen von Kongsberg zu Beginn des 17. Jh. verbrachte er viel Zeit in seiner nördlichen Provinz. Oslo wurde nach einer Feuersbrunst wieder aufgebaut und in Christiania umbenannt. Während seiner Herrschaft entstand der Hafen von Kristiansand. Der Handel kam in Schwung; die Ausfuhr getrockneter und gesalzener Fische in die Länder Südeuropas blühte. Im 18. Jh. brachten Holz, Erze und der Schiffsbau dem Land ein Vermögen ein.

 

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Machtablösung - 19. Jahrhundert

In den napoleonischen Feldzügen wurde Dänemark an Frankreichs Seite in den Krieg verwickelt und nach der Niederlage gegen Großbritannien und Schweden 1814 zum Rückzug aus Norwegen gezwungen. Die Norweger, erfreut über ihre vermeintliche Freiheit, gaben sich am 17. Mai 1814 eine eigene Verfassung.
Doch innerhalb weniger Monate zwang man sie in ein neues Bündnis, nun mit Schweden. Ein ehemaliger Marschall Napoleons, Jean-Baptiste Bernadotte, bestieg als Karl XIV. Johann in Stockholm den Thron. Während des 19.Jh. kämpfte Norwegen für seine Unabhängigkeit. Auch wenn der wirtschaftliche Niedergang nicht allein das Resultat der Vernachlässigung war, war das Leben äußerst hart. Die Norweger waren zwar recht autonom, doch alle Klagen und Gesuche mussten ins ferne Stockholm übermittelt werden. Das Beispiel der Revolutionen in Europa schürte die Unzufriedenheit.
Die Emigration schien eine Lösung, und es kam zu einem Massenexodus. Zwischen 1866 und 1875 wanderten mehr als 100.000 Norweger in die USA aus, und in den 50 Jahren vor dem 1. Weltkrieg suchten weitere 750.000 Menschen eine neue Zukunft in Übersee. Die Kultur blühte in der alten Heimat wieder auf, was patriotische Gefühle und das nationale Zusammengehörigkeitsgefühl weckte. Dazu trugen in der Literatur vor allem die Werke von Knut Hamsun und Bjørnstjerne Bjørnson bei, in der Musik jene von Edvard Grieg. Der Dramatiker Henrik Ibsen hingegen hegte keine Sympathien für die Unabhängigkeitsbewegung. Obwohl er ein nationales Theater schuf, setzte er sich viel mehr für ein vereinigtes Skandinavien ein.
Um 1880 ergriff das norwegische Parlament, das Stortinget, tatkräftig die Initiative für die »Abnabelung« von Schweden. Bis dahin war das Abgeordnetenhaus nicht viel mehr als ein Debattierklub gewesen, dessen Beschlüsse oft vom König aufgehoben wurden. Bei den anstehenden Konflikten – es ging um die ausländischen Beziehungen (seit 1814 eine rein schwedische An­gelegenheit) und um die Schifffahrt, Norwegens Lebensader – blieben die Politiker hartnäckig und zermürbten die schwedische Unnachgiebigkeit.

Wieder eine Nation - 20. Jahrhundert

Schließlich wurde 1905 die Union mit Schweden aufgelöst, und das norwegische Volk stimmte mit einer überwältigenden Mehrheit für die Unabhängigkeit. Das Parlament wählte den Prinzen Karl von Dänemark als König Håkon VII. auf den Thron. Obwohl die Auswanderungswelle nach Nordamerika nicht verebbte, expandierte die Wirtschaft. Norwegen, baute die viertgrößte Handelsflotte der Welt auf, verlor aber – trotz seiner Neutralität – die Hälfte davon im 1. Weltkrieg.
Der 2. Weltkrieg brachte noch schlimmere Schicksalsschläge. Im April 1940 fielen deutsche Truppen in Norwegen ein und besetzten sofort die wichtigsten Häfen bis hinauf nach Narvik. Damit wollten sie den Alliierten zuvorkommen, die sich ebenfalls für die Erzverschiffungsanlagen im Norden interessierten. Dem König blieb nur die Flucht ins Exil nach London.
Nach zwei Monaten war das ganze Land besetzt. In Oslo übernahm der Führer einer faschistischen Gruppe, Vidkun Quisling, die Regierungsgeschäfte. Sein Name wurde später zur allgemeinen Bezeichnung für Verräter.
Viele Norweger versuchten, auf dem gefährlichen Seeweg nach Schottland zu gelangen, um an der Seite der Alliierten zu kämpfen – zusammen mit dem Großteil ihrer Handelsflotte und Marine. Sie beteiligten sich an Sabotageakten gegen Ziele in der Heimat. Wasserkraftwerke und Aluminiumraffinerien wurden in die Luft gesprengt. In die Geschichte ging auch die Versenkung eines Frachters ein, der mit schwerem Wasser aus den chemischen Werken von Rjukan beladen war. Diese Tat vereitelte die Atombomben-Pläne der Deutschen, die darauf mit heftigen Vergeltungs­maßnahmen reagierten. Gefangene Mitglieder der Sabotagekommandos und Widerstandskämpfer wurden exekutiert und Zehntausende Menschen in Konzentrationslager geschickt. Kurz vor der endgültigen Kapitulation begannen die deutschen Truppen schlussendlich mit dem Rückzug.

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Frieden und Wohlstand - 1945 bis heute

Deutschland ergab sich am 7. Mai 1945; einen Monat später kehrte König Håkon in ein Norwegen zurück, das sich in einem Freudentaumel befand. Quisling wurde zusammen mit seinen faschistischen Parteikollegen erschossen. Ein großer Teil des Landes lag in Ruinen, doch mit eiserner Entschlossenheit machten sich die Bewohner an den Wiederaufbau, sodass Produktion und Handel innerhalb von vier Jahren das Vorkriegsniveau übertrafen. 1949 trat Norwegen der NATO bei. Allerdings unter der Bedingung, dass in Friedenszeiten auf Staatsgebiet keine Nuklearwaffen stationiert würden.
1957 starb Håkon VII. nach 52 Jahren Regentschaft. Nachfolger wurde sein ebenso populärer Sohn, der den Thron als König Olav V. bestieg. Ihm folgte 1991 Harald V. Die Norweger sind nach wie vor eifrige Patrioten: der Nationalfeiertag, der 17. Mai, ist ein Karneval mit Paraden in allen Dörfern und Städten. Ganz Oslo scheint sich vor dem Palast zu versammeln, um den Monarchen und die königliche Familie zu grüßen. In den 1970er-Jahren wandelte sich die Wirtschaft durch die Entde­ckung von Ölvorkommen in der Nordsee völlig. Dank dem lukrativen Ölgeschäft entstand ein großzügiges Sozialsystem, eine hervorragende Infrastruktur und ein Zukunftsfonds für die Zeit nach dem Erdölboom. Dennoch zahlen die Norweger hohe Steuern. 1972 lehnte das Volk in einer Abstimmung die Vollmitgliedschaft in der EG ab. Diese Entscheidung wurde 1994 mit einem Mehrheitsvotum gegen den EU-Beitritt bestätigt. Im Jahr 2005 feierte Norwegen das 100-jährige Jubiläum seiner Unabhängigkeit.

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